Kulturgeschichte der Kartoffel
In der neuen Welt fanden spanische Entdecker und Eroberer zahlreiche, ihnen bisher unbekannte Pflanzen und Früchte. Eine dieser neuen Pflanzen sollte die wohl größte Bedeutung für Europa erlangen : die Kartoffel.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lernten die Spanier von den Inkas die papa kennen. Heute hat die Kartoffel in jedem Landstrich noch zahlreiche andere Namen wie zum Beispiel : Erdapfel, Erdbirne oder Töfte.
Von Südamerika nach Europa
Seit Jahrhunderten kultivierten die einheimischen Völker in den Anden Südamerikas bereits in zahlreichen Sorten die Kartoffel.
Den verschiedensten Anbaulagen und unterschiedlichen Verwendungszwecken angepasst, waren die Sorten bereits hoch entwickelt und weit entfernt von der Urform, wie sie die Natur hervorgebracht hat. Für die Heimreise besorgten sich die Europäer größere Mengen dieser Frucht als Proviant, da sie Geschmack an der Kartoffel fanden. Über zwei Wege bereitete sich die Kartoffel in Europa aus.
Zum einen über Irland, England und die Niederlande, der andere Weg ging über Portugal, Spanien, Frankreich und Italien. Doch es dauerte einige Generationen bis die Kartoffel eine Hauptnahrungsquelle in Europa wurde. Ein Problem war dabei, der europäische Langtag-Sommer, da die ursprünglichen Wildkartoffeln für die Knollenbildung ausreichend lange Zeiten bei nächtlicher Dunkelheit (Nachtschatten) benötigten.
Ein großer Vorteil im Vergleich zum Getreideanbau war der anderthalbfache Flächenertrag und natürlich auch die häusliche Zubereitung. Kartoffeln musste man weder dreschen noch mahlen. Am bescheidenen Torfeuer, das gleichzeitig die Hütten wärmte, konnten auch die Kartoffeln gar gekocht werden.
Um 1647 bauten die Hohenzollern im fränkischen Pilgramsreuth bei Rehau die ersten Kartoffeln an und dann wieder 1649 im Berliner Lustgarten. Für einen großflächigen Anbau der Kartoffel sorgte Friedrich der Große in Preußen. Es wird erzählt, er habe rund um Berlin die ersten Kartoffelfelder anlegen und von Soldaten bewachen lassen.
Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zuge der aufkommenden Industrialisierung, gewann die Ernährung immer mehr an zentraler Bedeutung. Die Kartoffel lieferte Spurenelemente und Vitamine, wie es wohl kein anderes Hauptnahrungsmittel hätte tun können.
Gegenwart und Zukunft
Auch heute noch dient die Kartoffel uns als Hauptnahrungsmittel und kann in Europa nach wie vor zu nicht-subventionierten Weltmarktbedingungen produziert werden.
Bemerkenswert ist, dass die Kartoffel, das einzige pflanzliche Massenprodukt des Agrarmarkts der Europäischen Union ist, für das es keine Marktordnung gibt bzw. je gab.